Gemeinsam ins Tun kommen
15.04.20

Schule gestalten, Klima schützen
wann, wenn nicht jetzt?
Zwischen Shut-Down und Wiedereröffnung der Schulen liegen neun Wochen. Klingt nach großen Ferien. Der Alltag mit Home-Schooling, tägliche Bildschirmarbeit und Freundschaften nur ‚digital‘ erwies sich aber als wenig entspannt. Pause hatte seit Mitte März maximal das Klima. Die programmierte Rushhour: abgesagt. Die Grenzen: dicht gemacht. Ostern unter einem Himmel ohne Streifen: Wir bleiben daheim. Jetzt nehmen Schulen und Büros den Betrieb wieder auf. Soll sich die Greta-Generation freuen? Was soll sich jetzt tun?
Diese Frage stellten sich junge Leute am BG Bregenz Blumenstraße nicht erst seit Corona. Anlässlich von 30 Jahren Kinderrechte debattierten 20 junge Leute und 25 Erwachsene zum Thema Enkeltauglichkeit. In einem jung&weise-Dialog entwickelten sie gemeinsam Vorstellungen von unserer Welt als zukunftsfähigem Lebensraum.
Ein Initiativteam des BG Blumenstraße nahm sich vor, im eigenen Haus, an der eigenen Schule anzufangen. Sie definierten konkrete Handlungsfelder:
- Einsparen von Materialien, Energie und CO2
- das Schulumfeld schöner gestalten
- Peer-to-Peer Workshops zu Klimaschutz organisieren
Möglichst viele junge Menschen sollten daraus Ansatzpunkte definieren und Erwachsene mit ins Boot holen. Emma Prantl (8. Klasse) erklärte sich bereit, den Schritt ins Multiplizieren zu begleiten. Alle Klassen filterten aus großen Überschriften konkrete Möglichkeiten. Kann es gelingen, daraus gemeinsam Lösungen zu entwickeln und umzusetzen?
Im World Café bekannten rund 80 Schüler*innen aus allen Altersstufen Farbe. Das Team von jung&weise unterstützte die jungen Leute, gemeinsam mit den Pädagog*innen Carmen Bechter und Waltraud Klement-Schneider. Der Austausch drehte sich um folgende Fragen:
Was hat Vorrang?
Wo sind die jungen Leute selbst gefragt? Wie können sie gute Beispiele setzen und dadurch Druck aufbauen?
Was können nur Erwachsene entscheiden und erreichen? Wofür müssen alle Generationen zusammenspannen?
Welchen Fragen stellen sich der Schulleitung, wenn Änderungen erreicht werden sollen?
Welche Organisationen, Betriebe, Behörden und verantwortliche Personen müssen eingebunden werden?
Was sparen einzelne Maßnahmen ein? Wen kosten sie etwas? Wie können Budgets dafür bereitgestellt werden?
Wo sind die jungen Leute selbst in der Verantwortung?
Aus 20 jungen Leuten sind schon 80 geworden.
Das Anliegen richtet sich an alle, aber nicht an alle gleich. Sie wollen eine Schule mit über 1000 Menschen bewegen: Ein ganzes ‚Dorf’ verändern. Zunächst haben die jungen Leute die Themen in konkrete Schritte übersetzt. In den kommenden Wochen wird entscheidend: Wer bleibt dran und erinnert regelmäßig daran, was sich alle vorgenommen haben? Die Coronakrise hat gezeigt: Alles ist möglich. Normen können sich sehr rasch als nicht mehr normal, akzeptierte Praktiken als unpraktisch erweisen. Ist der Druck groß genug, ändern viele Menschen ihre Gewohnheiten. Begreifen wir jetzt, dass auch beim Klima Notstand herrscht, und entschiedenes Handeln erforderlich ist?
Dialog schafft Verständnis, gemeinsames Nachdenken die Basis für die nächsten Schritte. Zunächst werden eher kleine Dinge umgesetzt werden. Wer einen langen Atem beweist, dem gelingen auch größere und ganz große Lösungen.
Carmen Bechter
Professorin BG Blumenstrasse
Bregenz
Carmen Bechter
Professorin BG Blumenstrasse
Bregenz
Im Feber haben die jungen Leute an unserer Schule konkrete Handlungsfelder abgesteckt. Das Motto: „Unser nächster Lebensraum (Schule) wird klimafreundlicher und lebenswerter“. U.a. wurden Getränke- und Süßigkeitenautomaten in Frage gestellt. Die PET-Flaschen, aber auch Verpackungen von Süßem verursachen sehr viel Plastikmüll und verbrauchen Betriebsenergie. Der Corona bedingte Shut-Down der Schule hat diesem Vorhaben nur einen zeitlichen Riegel vorgeschoben! Wir wollen dran bleiben an dem Thema und dem Vorhaben von jung&weise: Schule gestalten und Klima schützen – wann, wenn nicht jetzt?
Was heuer noch umgesetzt werden kann: Wir pflanzen vor der Schule einen Naschgarten aus heimischen Sträuchern, die Beeren tragen. Die Schüler/innen werden ihn selbst bepflanzen und betreuen.
Der Einwegflaschenautomat wird durch einen Automaten ersetzt, der Fruchtsaftkonzentrate heimischer Firmen mit Wasser aufspritzt. Abgefüllt in eine passende „unverwüstliche“ Stahlflasche.
Die Flaschen können individuell bedruckt werden. In einem Ideen-Wettbewerb werden die Schüler*innen ein BG-Blumenstraßen-Design erstellen. Dadurch soll der große Müllberg an Plastikflaschen endlich der Vergangenheit angehören.
Mit diesen beiden Ideen möchten die Schüler*innen die Schule nachhaltiger gestalten. Die Sträucher bieten auch Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Die Umstellung des Getränkeautomaten auf Mehrwegflaschen unterstützt generell eine Verhaltensänderung von Schüler*innen (die Stahlflasche — Begleiter in der Freizeit?) und könnte als Vorbildprojekt für andere Schulen dienen.