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Veganismus: Eine kritische Auseinandersetzung

Auf der Suche nach der Balance zwischen Tier und Mensch

ein Beitrag von Aaron Mafitabar, Amani Siddig, Hannah Dunkler und Linda Molnar

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Die Anzahl der Menschen, die sich in Öster­reich für eine vege­ta­ri­sche bzw. vegane Lebens­weise entschei­det, steigt. Beson­ders die jungen Gene­ra­tio­nen machen sich viele Gedan­ken darüber, was sie gegen den Klima­wan­del beitra­gen können. Ernäh­rung spielt hier­bei eine maßgeb­li­che Rolle. Mit diesem Beitrag wollen wir mit Vorur­tei­len gegen­über einer vega­nen Ernäh­rung aufräu­men, aber auch beleuch­ten, was es dabei zu beach­ten gilt und warum Massen­tier­hal­tung keine Option mehr sein darf. Das Tier­wohl und ökolo­gi­sches Bewusst­sein rücken immer stär­ker in den Fokus. So schlie­ßen wir uns der Meinung von Marco Spring­man des Oxford Martin Program­mes on Future of Food an: “Wir erwar­ten nicht, dass jeder Veganer:in wird”. Es geht uns viel­mehr darum, dass Menschen darauf achten, was sie essen und den Ursprung der Lebens­mit­tel, die sie konsu­mie­ren, reflek­tie­ren. Die Fragen, die in Hinblick auf über­mä­ßi­gen Fleisch­kon­sum als sehr passend erschei­nen: Können wir es uns leis­ten und können wir mit den Folgen leben?

Also machen wir uns — gewapp­net mit gut durch­dach­ten Fragen — auf den Weg und führen Gesprä­che mit Menschen aus den verschie­de­nen Gene­ra­tio­nen mit viel­fäl­ti­gen Ernäh­rungs­kon­zep­ten. Um unser Wissen anschlie­ßend mit der Ernäh­rungs­exper­tin, Frau Mag.a Stadl­mayr, zu vertie­fen und Lösungs­an­sätze, beson­ders für andere junge Leute, anbie­ten zu können.

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Ausgangspunkt

Hannah
Hannah

Ich bin Vege­ta­rie­rin. In den letz­ten zwei Jahre habe ich mich mit dem Thema Ernäh­rung und so auch mit Massen­tier­hal­tung beschäf­tigt. Ich koche viel mehr, seit ich mich vege­ta­risch ernähre. Zur Sicher­heit habe ich einen Blut­test gemacht, um zu schauen, ob ich einen Mangel habe: Das Vitamin B12 war zu nied­rig. Ich fand es gut, ein Exper­tin­nen­in­ter­view zu führen, um mehr darüber zu erfah­ren, eine sichere Quelle für meine Fragen zu erhal­ten. In meinem Umfeld treffe ich auf Vorur­teile: Viele sagen, dass Vega­nis­mus ganz schlecht ist. Das finde ich schade, weil sich die Perso­nen nicht damit ausein­an­der­set­zen. Ich finde es ja nicht schlecht Fleisch zu essen, mich stört viel­mehr der Über­kon­sum und die Art der Tierhaltung.

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Aaron
Aaron

Wir leben im 21. Jahr­hun­dert und wir haben eine große Auswahl an verschie­de­nen Lebens­mit­teln. Ich frage mich manch­mal: Ist es da wirk­lich noch notwen­dig tieri­sche Produkte zu konsu­mie­ren? Ich würde mir wünschen, dass zumin­dest jede:r über seinen/​ihren Konsum von tieri­schen Produk­ten nachdenkt!

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Linda
Linda

Ich bin mit Fleisch aufge­wach­sen. Vor ein paar Jahren hab ich begon­nen, die Videos einer Game­rin anzu­schauen. Sie war im Spiel und im echten Leben Vega­ne­rin. Zu diesem Zeit­punkt war ich noch ein Kind und habe nicht gewusst, was es mit dem Ganzen auf sich hat. Das gab den Anstoß, mich näher damit ausein­an­der­zu­set­zen. Ich bin weder Vega­ne­rin noch Vege­ta­rie­rin und möchte auch nicht auf Fleisch verzich­ten. Wie gesagt, ich bin damit aufge­wach­sen und esse gerne Fleisch, ich versu­che aber Bio-Produkte zu kaufen. Ich esse nicht viel Fleisch und habe auch nicht vor, mehr oder weni­ger davon zu essen. Ich möchte nieman­den zwin­gen mit Fleisch essen aufzu­hö­ren. Meiner Meinung nach sollte sich aber jede:r mit Ernäh­rung und Vega­nis­mus ausein­an­der­set­zen und darüber nach­den­ken, was effek­tive Lösun­gen sein können :).

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Wie ernährst du dich? 

Kath­rin
15 Jahre
Veganerin
Kath­rin
15 Jahre
Veganerin

Ich habe mich mehrere Jahre vege­ta­risch ernährt. Seit unge­fähr einem Jahr esse ich vegan. Das Leid der Tiere und die Umwelt­ka­ta­stro­phen, die durch die Tier­in­dus­trie entste­hen, will ich nicht unter­stüt­zen. Das erste Mal habe ich mit 12 Jahren von Vega­nis­mus gehört. Ich habe mich dann näher damit befasst, v.a. als eine Freun­din von mir Vege­ta­rie­rin wurde. Im Anschluss dazu und durch Bewe­gun­gen wie „Fridays for Future“ haben sich weitere Freund:innen und ich mich selbst dazu entschie­den, auf tieri­sche Produkte zu verzich­ten. Oft koche ich für meine ganze Fami­lie vegan. Nicht alle sind Veganer:innen, mitt­ler­weile achten sie aber mehr auf ihren Tier- und Fleischkonsum.

In Bezug auf die Gesund­heit ist Vega­nis­mus zudem etwas Posi­ti­ves, da Tier­pro­dukte im Vergleich zu vega­nem Essen oft unge­sund sind. Ich nehme pro Tag 1 Kapsel B12 zu mir, um fehlende, durch Nahrung nicht gut ersetz­bare Nähr­stoffe zu bekom­men und mir geht es gut dabei!

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Wie ernährst du dich 

Anja
27 Jahre 
Flexitarierin
Anja
27 Jahre 
Flexitarierin

Ich ernähre mich vege­ta­risch, aller­dings esse ich den Wild­fang meines Vaters, der Jäger ist. Am wich­tigs­ten ist für mich, dass das Tier fair gehal­ten wird und ich weiß, woher es kommt. Da Tiere mitt­ler­weile meist mit Medi­ka­men­ten gefüt­tert werden, ist der Groß­teil des Flei­sches nicht mehr gesund. Gene­rell versu­che ich tieri­sche Produkte zumin­dest zu redu­zie­ren und bewuss­ter damit umzu­ge­hen, d.h. auf Regio­na­li­tät und bio zu achten. Und ich versu­che immer wieder, bei einzel­nen Gerich­ten, komplett auf tieri­sche Produkte zu verzich­ten. Vor allem wenn ich essen gehe und es anspre­chende vege­ta­ri­sche bzw. vegane Gerichte gibt, wähle ich oft die vege­ta­ri­sche Variante.

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Hast du dich schonmal mit Veganismus auseinandergesetzt und könntest du dir vorstellen auf Fleisch zu verzichten? 

Ilse
62 Jahre
Mischköstlerin
Ilse
62 Jahre
Mischköstlerin

Ich habe mich bisher kaum mit dem Thema befasst. Durch meine Nichte — sie ist Vege­ta­rie­rin — und durch Medien habe ich öfters etwas über Vege­ta­ris­mus und Vega­nis­mus gehört. Ich könnte mir gut vorstel­len, bei eini­gen Gerich­ten auf Fleisch zu verzich­ten und ab und zu Alter­na­ti­ven zu verwen­den. Noch habe ich aller­dings nicht viele Ersatz­pro­dukte geges­sen. Ich bin aber offen für vege­ta­ri­sche bzw. vegane Rezepte.

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Wie ernährst du dich? Und warum? 

Gina
31 Jahre
Vegetarierin
Mutter von einem Kind und ehema­lige Veganerin
Gina
31 Jahre
Vegetarierin
Mutter von einem Kind und ehema­lige Veganerin

Ich habe durch Dokus mehr über die Tier­hal­tung erfah­ren und mich darauf­hin vege­ta­risch bzw. später auch vegan ernährt. Die Umstel­lung war für mich kein großes Problem. Ich war über­rascht, dass Tier­pro­dukte in Lebens­mit­tel enthal­ten sind, bei denen man es nicht glau­ben würde, in manchen Chips etwa. Als ich vor knapp einem Jahr schwan­ger wurde, habe ich mich während der Schwan­ger­schaft entschlos­sen, wieder auf vege­ta­ri­sche Lebens­weise umzu­stei­gen. Ärzt:innen haben es mir empfoh­len und ich habe mich damit wohler gefühlt.

Wir ernäh­ren unser Kind zuhause vege­ta­risch. Wenn es älter ist, soll es aber selbst entschei­den können, wie es sich ernährt.

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Du ernährst dich “flexitarisch”, warum? 

Wanda
57 Jahre
Flexitarierin
Wanda
57 Jahre
Flexitarierin

Es gibt mehrere Gründe, wieso ich Flexi­ta­rie­rin bin. Vor eini­gen Jahren habe ich reali­siert, dass ich durch den Verzehr von Fleisch Gelenk­pro­bleme bekomme. Für eine vege­ta­ri­sche Ernäh­rung sprach auch, dass ich davor viel Fleisch aß und es mich nach eini­ger Zeit rich­tig geekelt hat. Und ich bin auch mit der Art der Tier­hal­tung nicht mehr einver­stan­den. Mitt­ler­weile esse ich so einmal im Monat Fleisch. Dieses kommt dann von einem Biobau­ern­hof oder von meinem Sohn, der Jäger ist.

Könntest du dir vorstellen komplett auf tierische Produkte zu verzichten?

Ich finde, es sollte jedem selbst über­las­sen sein, wie er oder sie sich ernährt. Auf Produkte wie Eier, Ziegen- und Schafs­käse könnte ich nicht verzich­ten. Ich beob­achte auch, dass Menschen die alle tieri­schen Produkte radi­kal ableh­nen oft in ande­ren Lebens­be­rei­chen eine extreme Einstel­lung haben. Das lehne ich ab.

Was isst du am Liebsten?

Am liebs­ten esse ich thai­län­di­sche Gerichte (ohne Fleisch). Ich mag auch heimi­schen Fisch sehr gerne, wobei ich diesen maxi­mal ein Mal pro Monat esse. Ich probiere einfach, mich so viel­sei­tig wie möglich zu ernähren.

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Wie lange leben Sie schon vegan? 

Lukas Mittel­ber­ger
Veganer
Lukas Mittel­ber­ger
Veganer

Als ich unge­fähr 16 Jahre alt war, entschied ich mich dafür vege­ta­risch zu leben. Ich hatte Mitleid mit den Tieren. Zu diesem Zeit­punkt lebte ich bei meiner Groß­mutter, welche mich bei meiner Entschei­dung unter­stützte. Mit der Zeit redu­zierte sich mein Konsum von Tier­pro­duk­ten stetig.

Was hat Sie dazu gebracht auf eine pflanzliche Lebensweise umzusteigen?

Während der Studi­en­zeit wuchs mein Bewusst­sein für die Umstände in der Tier­in­dus­trie. Das ist der Grund, warum ich mich schon seit etwa zehn Jahren rein pflanz­lich ernähre.

Was hat sich geändert seitdem Sie vegan leben?

Wissenschaftler:innen und Bewe­gun­gen wie “Fridays for Future” machen auf das Tier­leid, die Umwelt- und Klima­schä­den, die durch Massen­tier­hal­tun­gen entste­hen, aufmerk­sam. Ich bemerke, dass viele Menschen ihre Ernäh­rungs­weise aufgrund der Klima­krise verän­dern. Mitt­ler­weile wissen viele: Eine ausge­wo­gene vegane Ernäh­rung ist gut für die Gesund­heit. Bei der Vermark­tung von vega­nen Produk­ten sollte man aufmerk­sam sein: Vega­nis­mus ist nicht nur Trend und auf Konsum beschränkt. Es geht darum, Tiere als Lebe­we­sen zu sehen und nicht als Ware. So ist es nicht notwen­dig Tiere massen­haft zu züchten.

Achten Sie auch in anderen Lebensbereichen darauf, dass Sie keine tierischen Produkte konsumieren?

Ich achte nicht nur in meiner Ernäh­rung darauf, auf tieri­sche Produkte zu verzich­ten, sondern auch in ande­ren Lebens­be­rei­chen, bei denen Tier­ver­su­che eine Rolle spie­len. Meine Hunde ernähre ich meist mit vega­nem Hunde­fut­ter. Seit ich vegan lebe, fühle ich mich körper­lich besser. Eben­falls konnte ich so eine enge Verbin­dung zu Tieren aufbauen und in meinem Umfeld leben nun auch einige Menschen vegan. Vegan zu leben ist für mich kein Verzicht. Es bedeu­tet viel­mehr, ich kann das breite, vegane Ange­bot genie­ßen. Das Ange­bot von vega­nen Produk­ten und die öffent­li­che Akzep­tanz ist gewachsen.

Was essen Sie am liebsten?

Ich mag die italie­ni­sche und asia­ti­sche Küche sehr gerne; manch­mal auch vegane Ersatz­pro­dukte, sie sind zudem länger haltbar.

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Was hältst du davon, wenn Menschen sagen, dass sie sich ausschließlich vegan ernähren? 

Sebas­tian
Jäger
Sebas­tian
Jäger

Früher habe ich den vega­nen Lebens­stil belä­chelt. Mitt­ler­weile ernähre ich mich viel häufi­ger vegan als früher und ich habe schon einige vegane Produkte auspro­biert. Man sollte eine vegane Ernäh­rungs­weise nicht verur­tei­len. Jeder soll sich ernäh­ren, wie er oder sie es für rich­tig hält.

Könntest du dir vorstellen dich vegetarisch zu ernähren? Oder sogar vegan?

Ich kann mir durch­aus vorstel­len, dass ich mich vege­ta­risch oder vegan ernähre. Momen­tan kann ich mich noch nicht ganz auf solch eine Ernäh­rung einlas­sen, ich schließe sie zukünf­tig aber nicht aus. Noch vor unge­fähr acht Mona­ten war es völlig undenk­bar, mir solch eine Ernäh­rungs­weise über­haupt vorzu­stel­len, weil ich wirk­lich jeden Tag Fleisch geges­sen habe.

Findest du es verantwortungslos wenn Eltern ihre Kinder vegan ernähren?

Ich finde es verant­wor­tungs­los, wenn Eltern ihre Kinder nur vegan ernäh­ren. Eltern entschei­den für ihre Kinder, dass sie sich vegan bzw. vege­ta­risch ernäh­ren sollen, und haben das Gefühl, dass diese noch nicht entschei­dungs­fä­hig sind. Vor allem im Wachs­tum finde ich Fleisch jedoch wich­tig, da es viel Eisen enthält. Wenn Kinder alt genug sind, selbst entschei­den zu können und aufge­klärt sind, sollte die Entschei­dung bei ihnen liegen.

Findest du Wildfleisch ist die ethisch vertretbare Lösung Fleisch zu konsumieren?

Ich esse seit Jahren mein selbst erleg­tes Fleisch, ausge­nom­men ich bin einge­la­den oder ich gehe Essen. Es ist eine bewusste Entschei­dung, kein konven­tio­nel­les Fleisch zu kaufen. Ich suche mir das erlegte Tier selbst aus, erschieße und selek­tiere es usw. Ein weite­rer Vorteil ist bei dieser Vorge­hens­weise, dass dem Tier kein Anti­bio­tika zuge­führt und es stress­frei erlegt wird! Ich finde, wenn man Fleisch essen will, dann müsste man eigent­lich das Tier selbst erle­gen. Meiner Meinung nach ist man das dem Tier “schul­dig”, da man ja dem Lebe­we­sens sein Leben nimmt!

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Seit wann lebst du schon vegan und wieso hast du dich für solch eine Lebensweise entschieden? 

Alex­an­dra
Veganerin
Alex­an­dra
Veganerin

Ich lebe seit 2011 vegan und ab 1998 habe ich mich vege­ta­risch ernährt. Es kam der Punkt, als ich verstan­den habe, dass sich viel Leid in Tier- und Kosme­tik­po­duk­ten befin­det. Eigent­lich widme ich mein ganzes Leben meinem vega­nen Lebens­stil. Ich bin der Meinung, dass man Verpflich­tun­gen und Verant­wor­tung gegen­über ande­ren Menschen hat, jedoch genauso gegen­über von Tieren.

Was hat sich geändert seitdem du vegan lebst und wie hat dein Umfeld anfangs darauf reagiert?

Durch die vegane Lebens­weise habe ich mehr Mitge­fühl, Wert­schät­zung, Achtung und Respekt gegen­über Menschen, aber auch gegen­über Tieren bekom­men. Für mich ist es schön, dass ich auch Bekannte, welche sich zuvor vege­ta­risch ernähr­ten, von einer vega­nen Lebens­weise über­zeu­gen konnte. Meine Eltern finden meine Ansich­ten zwar ein wenig radi­kal, jedoch akzep­tie­ren sie meine Lebens­weise. Probleme hatte ich mit ihnen deshalb jedoch noch nie.

Welches veganes Gericht isst du am liebsten?

Am liebs­ten mag ich meine selbst gemach­ten vega­nen Pizzen und dass ich Äpfel esse, gehört zu meiner tägli­chen Routine.

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Wie lange leben Sie schon vegan? 

Jaquie
Veganerin
Jaquie
Veganerin

Ich lebe seit 8 Jahren und 4 Mona­ten vegan. Aller­dings bin ich schon seit 1986 Vege­ta­rie­rin. Eine vegane Lebens­weise hat mich immer schon gereizt. Eine meiner Töch­ter hat sich für eine Zeit lang, als sie 14 Jahre alt war, dazu entschie­den vegan zu leben. Ich wollte mich ihrem Vorha­ben anschlie­ßen und habe mich deshalb auch dafür entschie­den vegan zu leben. Das war einer der Gründe.

Was hat Sie dazu gebracht auf eine pflanzliche Lebensweise umzusteigen?

Als ich in einer WG lebte, ernähr­ten sich einige meiner Mitbewohner:innen auch vege­ta­risch und eine Sendung im Fern­se­hen, bei der Poli­­zei-Pferde schlecht behan­delt wurden, hat Mitleid für das Tier bei mir ausge­löst. Dann kam es zu einer Debatte inner­halb der WG und ich reali­sierte, dass ich kein Fleisch mehr essen will und kann. Von dem Zeit­punkt an lebte ich vege­ta­risch, doch dann empfand ich diese Lebens­weise auch nicht mehr als rich­tig und ich erkannte, dass beispiels­weise Kühe und Kälber für Milch­pro­dukte leiden müssen, die wir konsu­mie­ren. Als ich unter Migräne litt, las ich, dass Milch­pro­dukte diese verur­sa­chen können. Das war für mich ein weite­rer Grund auf eine vegane Lebens­weise umzustellen.

Achten Sie auch in anderen Lebensbereichen darauf, dass Sie keine tierischen Produkte konsumieren?

Ich achte auch in ande­ren Lebens­be­rei­chen darauf vegan zu leben, soweit ich das kann. Bei Schu­hen ist es häufig schwie­rig, da vegane Schuhe meist teurer sind. Das Problem mit Unter­neh­men, die vegane Schuhe produ­zie­ren ist, dass sie oft auch normale Schuhe herstel­len. Solange ich es mir leis­ten kann, unter­stütze ich daher nur Marken, die ausschließ­lich vegane Produkte herstellen.

Was hat sich geändert seitdem Sie vegan leben?

Als ich begon­nen habe vegan zu leben, hat sich vieles geän­dert: Ich habe inner­halb eines Monats sechs Kilo abge­nom­men. Zudem ist meine ganze Fami­lie vegan gewor­den. Die Super­märkte bieten nun beispiels­weise viele vegane Produkte an. Mir fällt auf, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich vegan ernähren.

Was essen Sie am liebsten?

Ich mag sehr gerne reines Gemüse! Flei­scher­satz­pro­dukte esse ich auch häufig, aber ich könnte darauf verzich­ten. Gene­rell schätze ich diese nämlich mehr, wenn ich sie nicht täglich konsu­miere. Vegan zu leben, war eine der besten Entschei­dun­gen meines Lebens und ich wünschte ich hätte mich schon früher dafür entschieden.

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Perspektive gewinnen: Was wissen wir?

Obwohl wir viele unter­schied­li­che Perso­nen inter­viewt haben und diese auch diverse Posi­tio­nen einneh­men, sind sie sich in einem Punkt einig: Wir müssen den Fleisch­kon­sum redu­zie­ren! Auffal­lend ist: Die Interviewpartner:innen, die sich nicht vegan ernäh­ren sind offen für neue, fleisch­lose Gerichte. Ersicht­lich wird, dass die Interviewpartner:innen, die sich vegan ernäh­ren mehr­heit­lich diesel­ben Gründe und Moti­va­tio­nen dafür haben: Das Leid der Tiere sowie die Umwelt­schä­den, die durch Massen­tier­hal­tung entste­hen, stehen im Vorder­grund. Schritt für Schritt stei­gen diese von einer vege­ta­ri­schen Ernäh­rung auf einen vega­nen Lebens­stil um.

Längst wissen wir, dass die Argu­mente für über­mä­ßi­gen Fleisch­kon­sum nicht mehr grei­fen: Zu viel Fleisch ist weder gut für den Menschen noch für Tiere, und erst recht nicht für den Plane­ten. Es ist kein Geheim­nis, dass die über­mä­ßige Erzeu­gung von Fleisch untrag­bare Auswir­kun­gen auf Klima, Regen­wald­ab­hol­zung, Gewäs­ser und Böden nimmt. Das spie­gelt sich auch im erhöh­ten Bewusst­sein von Österreicher:innen wieder. Stetig wächst der Anteil von sich vege­ta­risch bzw. vegan ernäh­ren­den Menschen. Gleich­zei­tig steigt der welt­weite Hunger nach Fleisch. Nicht zu verges­sen: In bestimm­ten Regio­nen der Welt ist es schwie­rig, sich ohne Fleisch bzw. ohne tieri­sche Produkte ausge­wo­gen zu ernäh­ren. Beispiels­weise können Ziegen, welche direkt vor der Haus­türe gehal­ten werden, wich­tige Nähr­stoff­lie­fe­ran­ten sein, die ansons­ten fehlen würden. In Öster­reich gibt es zahl­rei­che Alter­na­ti­ven und Möglich­kei­ten, die ein Leben mit wenig bis gar kein Fleisch gut ermög­li­chen. Beson­ders der Poli­tik kommt hier eine nicht zu unter­schät­zende Rolle zu. Es braucht gut durch­dachte Rege­lun­gen, die einem Über­kon­sum von Tier­pro­duk­ten entge­gen­wir­ken und umwelt­freund­li­chere Alter­na­ti­ven fördern.

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Expertinneninterview mit Frau Mag.a Stadlmayr

Gerne möch­ten wir unser Wissen über Vega­nis­mus, aber auch über eine gesunde Ernäh­rung im Allge­mei­nen, vertie­fen. Aufgrund der bereits geführ­ten Gesprä­che ist es umso span­nen­der zu über­le­gen: Was gilt es beim Vega­nis­mus zu beach­ten? Was macht eine gesunde Ernäh­rung aus? Wir haben Fragen entwi­ckelt und konn­ten kurz vor den Winter­fe­rien mit der Ernäh­rungs­wis­sen­schaft­le­rin Frau Mag.a Stadl­mayer ein Gespräch dazu führen. Sie arbei­tet am Insti­tut für Entwick­lungs­for­schung an der Univer­si­tät für Boden­kul­tur. Seit 2013 ist sie auch in Forschungs­pro­jekte mit dem „World Agro­fo­restry Centre (ICRAF)“ in Nairobi, Kenia invol­viert. Dabei wird der Nutzen von Bäumen erforscht, die essba­res Obst und Gemüse liefern, auf englisch „food trees“. Wir sind neugie­rig und fragen nach.

Wir haben in ihrem Kurzlebenslauf gelesen, dass Sie schon in unterschiedlichen Ländern geforscht haben…momentan sind Sie in eine Forschung in Kenia involviert, können Sie uns ein bisschen von ihren Tätigkeiten erzählen? 

Mag.a Stadl­mayr
Insti­tut für Entwicklungsforschung
Mag.a Stadl­mayr
Insti­tut für Entwicklungsforschung

Vielen Dank für deine Frage, sehr gerne erzähle ich euch mehr über unser Projekt. Bäume, sowie Sträu­cher liefern eine Viel­falt von Obst, Gemüse und Nüssen und sind somit gute Quel­len für zahl­rei­che Vitamine und Mine­ral­stoffe. Wenn diese „essba­ren“ Bäume als Teil der Agro­forst­sys­teme inte­griert werden, können sie erheb­lich zur Ernäh­rungs­si­cher­heit der loka­len Bevöl­ke­rung beitra­gen — durch direk­ten Konsum sowie indi­rekt durch die Verbes­se­rung des Einkom­mens. Gleich­zei­tig schützt der kombi­nierte Anbau von Bäumen und Sträu­cher mit Acker­kul­tu­ren oder Tier­zucht den Boden vor Erosion und durch diesen viel­fäl­ti­gen Anbau sind die Bäuer:innen weni­ger abhän­gig von einzel­nen Arten. Ihr müsst euch das so vorstel­len: Wir arbei­ten in länd­li­chen Regio­nen in Kenia, gemein­sam mit Kleinbauer:innen. Oft ist die Verfüg­bar­keit der Lebens­mit­tel nicht das ganze Jahr über gege­ben. Vor allem in den Trocken­pe­ri­oden sind Lebens­mit­tel oft knapp. Die Ernäh­rung ist dann oft sehr einsei­tig und besteht vorwie­gend aus kohlen­hy­dratrei­chen Grund­nah­rungs­mit­tel wie Mais. Das Ziel des Projek­tes ist es, die land­wirt­schaft­li­che Produk­tion sowie die Ernäh­rung zu diver­si­fi­zie­ren um die Ernäh­rungs­si­cher­heit zu verbes­sern. Gemein­sam mit Bauer:innen und Wissenschaftler:innen vor Ort wird erkun­det, welche Bäume in der Region wach­sen und welche Lebens­mit­tel von diesen geern­tet werden können. Forschungs­fra­gen sind unter ande­rem: Zu welcher Jahres­zeit können die unter­schied­li­chen Bäume die in der Region geern­tet werden? Welche dieser Früchte eignen sich gut zur Weiter­ver­ar­bei­tung? Wie können diese weiter­ver­ar­bei­tet werden? Und welches Obst und Gemüse schmeckt? Wofür gibt es Bedarf am Markt? Im Team entwi­ckeln wir regio­nale Saison­ka­len­der. Das Ziel ist es, dass jedes Monat mindes­tens eine Obst­sorte geern­tet werden kann – auch in den Dürre­pe­ri­oden – um die Quali­tät der Ernäh­rung zu verbes­sern. Weitere wich­tige Aspekte sind, zum Beispiel die Verfüg­bar­keit von Pflan­zen­ma­te­rial: Wie kommt man zu den Setz­lin­gen um die Bäume oder Sträu­cher zu pflan­zen? Wie soll­ten diese gepflegt werden, damit sie möglichst gut erhal­ten blei­ben? Eben­falls geht es in der Forschung um die Ernäh­rungs­bil­dung, so gibt es im Zuge des Projek­tes Work­shops in Schu­len mit Kindern, im Zuge derer Bäume ange­pflanzt werden. Der Erfah­rungs­wert ist bedeu­tungs­voll, das gemein­same pflan­zen von Setz­lin­gen, das pfle­gen sowie ernten der Obst und Gemü­se­ar­ten und das auspro­bie­ren von neuen oder alten Sorten spielt eine wich­tige Rolle für das Lebens­mit­tel­be­wusst­sein. Eben­falls beleuch­ten wir die weitere Verar­bei­tung der Produkte: Wie kann das Einkom­men durch den Verkauf oder die Weiter­ver­ar­bei­tung von Produk­ten gene­riert werden? Dazu haben Univer­si­tä­ten vor Ort zusam­men­ge­ar­bei­tet und geschaut wie zum Beispiel Mangos weiter­ver­ar­bei­tet werden können, wie etwa durch das Trock­nen der Früchte. Das ist im Großen und Ganzen das, um was es im Projekt geht.

Wir setzen uns für unseren Blogbeitrag ja näher mit Veganismus auseinander, es ist uns auch ein Anliegen mit bestimmten Vorurteilen aufzuräumen. Wir wissen: Wenn man sich für eine vegane Ernährung entscheidet, muss man bestimmte Supplemente nehmen. Unsere Frage: Welche müssen unbedingt eingenommen werden und was halten Sie generell von Supplementen?

Beim Vega­nis­mus verzich­tet man nicht nur auf Fleisch und auf Fisch, sondern quasi auf alle tieri­schen Produkte. Damit auch auf Milch und Eier und even­tu­ell auch auf Honig. Das führt dazu, dass auch auf bestimmte Nähr­stoffe verzich­tet wird. Und einer der Haupt­nähr­stoffe, der ohne den Konsum von tieri­schen Produk­ten nur sehr schwie­rig aufge­nom­men werden kann, ist das Vitamin B12. Deshalb wird bei einer vega­nen Ernäh­rungs­weise empfoh­len, dieses Vitamin in Form von Supple­men­ten aufzunehmen.

Natür­lich geht es bei einer vega­nen Ernäh­rungs­weise nicht nur um Vitamin B12, sondern auch um andere Nähr­stoffe, die ausrei­chend konsu­miert werden soll­ten, wie etwa Calcium und Eisen aber auch Zink und Omega-3-Fett­­säu­­ren. Gene­rell wird eine vegane Ernäh­rungs­weise bei Kindern und Jugend­li­chen nicht empfohlen.

In Hinblick auf Supple­mente, wenn wir das Thema global und damit auch auf das welt­weite Ernäh­rungs­sys­tem betrach­ten, ist es wich­tig, dass Lebens­mit­tel, ausrei­chend, viel­fäl­tig, nach­hal­tig und fair produ­ziert werden. Alle Menschen soll­ten Zugang zu ausrei­chen­den viel­fäl­ti­gen, gesun­den und nach­hal­ti­gen Lebens­mit­teln haben den Bedarf an Nähr­stof­fen decken können. Im Einzel­fall, z.B. wenn Perso­nen in bestimm­ten Lebens­pha­sen einen erhöh­ten Bedarf an Nähr­stof­fen haben, wie etwa während der Schwan­ger­schaft oder durch eine Krank­heit sind Supple­mente empfoh­len, um einen Mangel zu verhin­dern. Tatsa­che ist: Bei Supple­men­ten sind Vitamin oder Mine­ral­stoffe isoliert vorhan­den. Und wenn wir Lebens­mit­tel konsu­mie­ren, denkt an Obst, Gemüse, Hülsen­früchte dann beinhal­ten diese viel­mehr als nur ein einzi­ges Vitamin oder einen Mine­ral­stoff da gibt es auch sekun­däre Pflan­zen­in­halts­stoffe oder Ballast­stoffe, das macht das große Ganze aus.

Wenn man sich ausgewogen vegan ernähren möchte: Auf welche Lebensmittel sollte man auf keinen Fall verzichten bzw. welche Lebensmittel sollten regelmäßig konsumiert werden? Besonders auch in Bezug auf Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase, was Sie schon angesprochen haben.

Ich möchte noch­mals beto­nen, dass es nicht empfoh­len wird – nicht von der Öster­rei­chi­schen oder der Deut­schen Gesell­schaft für Ernäh­rung – dass sich Säug­linge oder Kinder vegan ernäh­ren, weil es sehr schwie­rig ist bestimmte Nähr­stoffe mit dieser auf bestimmte Lebens­mit­tel beschränkte Lebens­weise ausrei­chend abzu­de­cken. Hier muss ganz genau auf die Ernäh­rungs­weise geach­tet werden. In Bezug auf die vege­ta­ri­sche Ernäh­rung ist das kein Problem, weil Milch­pro­dukte und Eier geges­sen werden können, und deshalb kann diese Ernäh­rungs­weise auch für Kinder empfoh­len werden.

Auch hier sollte darauf geach­tet werden, dass die soge­nann­ten kriti­schen Nähr­stoffe abge­deckt sind, wenn das der Fall ist, sehe ich hier kein Problem.

Grund­sätz­lich geht es um eine viel­fäl­tige Ernäh­rungs­weise: Zum Beispiel sind Hülsen­früchte wie Erbsen, Fiso­len, Kicher­erb­sen, Bohnen oder Soja­boh­nen sehr ballast­stoff­reich und gute Prote­in­lie­fe­ran­ten und enthal­ten wich­tige Mine­ral­stoffe, die sonst fehlen würden. Aber es geht auch um die Kombi­na­tion von Lebens­mit­teln. Was bedeu­tet das? Wenn beispiels­weise pflanz­li­che Produkte konsu­miert werden, ist es sinn­voll darauf zu achten, diese mit Vitamin-C-reichen Lebens­mit­tel zu kombi­nie­ren, weil wir dadurch besser Eisen aufneh­men können. Nüsse wie Walnüsse enthal­ten viel Omega-3-Fett­­säu­­ren und Obst & Gemüse haben ganz viel Vitamine und Ballast­stoffe. Aber auch Voll­korn­pro­dukte enthal­ten mehr Mine­ral­stoffe wie Eisen und Vitamine (v.a. B‑vitamine) als beispiels­weise Weiß­brot. Gleich­falls sind pflanz­li­che Öle, wie das Lein­sa­menöl reich an Omega-3-Fett­­säu­­ren, welches man ansons­ten, außer­halb der vega­nen oder vege­ta­ri­schen Ernäh­rung, bei Fischen findet. Eben­falls sind bestimmte Kräu­ter, wie Peter­si­lie, Kerbel oder Schnitt­lauch reich an Vitami­nen. Noch­mals: Wich­tig ist es bei der Entschei­dung eine vegane Ernäh­rung zu verfol­gen, dass man auf die Viel­falt der Lebens­mit­tel achtet.

So oder so wissen wir: Öster­reich­weit, aber auch welt­weit gese­hen, ist es ein Problem, dass zu viel Fleisch konsu­miert wird. Es werden zu viel hoch­ver­ar­bei­tete Lebens­mit­tel geges­sen, die reich an Salz, Fett und Zucker sind.

Welche Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach vonseiten der Politik sinnvoll, um mehr Menschen für eine vegetarische bzw. vegane Lebensweise begeistern zu können?

Eine sehr inter­es­sante Frage. Rele­vant ist hier, dass es nicht nur eine Maßnahme gibt, sondern verschie­dene Maßnah­men auf unter­schied­li­chen Ebenen. Ein Bereich, der immer mehr an Bedeu­tung gewinnt, ist das Lebens­mit­tel­um­feld. Das sind Orte, wo wir Lebens­mit­tel konsu­mie­ren aber auch einkau­fen, beispiels­weise bei euch an der Schule. Die Fragen, die man sich stel­len kann: Gibt es ein gesun­des Schul­buf­fet? Gibt es andere nicht so gesunde Lebens­mit­tel, die leich­ter zugäng­lich sind als die gesun­den? Hier kann man auf alle Fälle darauf achten, dass das Umfeld mit unver­ar­bei­te­ten Lebens­mit­teln gestal­tet wird. Keine Zucker­rie­gel, sondern eher mit Obst, Gemüse, Voll­korn­pro­dukte und Nüsse. Bedeu­tungs­voll ist es auch zu reflek­tie­ren, wie die Lebens­mit­tel ange­prie­sen werden. Ein Beispiel: An der Kassa ist oft der Muffin mit dem Kaffee im Ange­bot und das Obst und Gemüse versteckt sich irgendwo hinter den Regalen.

Da bekommt man keine große Lust darauf, diese zu konsu­mie­ren. Hier könn­ten Verän­de­run­gen ange­strebt werden. Diese Lebens­mit­tel könn­ten geschmack­vol­ler gestal­tet sein. Ein ande­res Beispiel: Es gibt Aktio­nen, die für einen fleisch­lo­sen Tag Werbung machen. Möglich wäre es aber auch, das ganze umge­kehrt zu betrach­ten und zu sagen, viel­mehr ist es die Ausnahme, dass es Fleisch gibt. Hier würde ich mir auch mehr Krea­ti­vi­tät in den Mensen oder in den Restau­rants wünschen. Und dann gibt es natür­lich auch das Lebens­mit­tel­um­feld, welches Super­märkte betrifft, wo es genauso darum geht, zu reflek­tie­ren, was wird wo und wie ange­bo­ten. Ich selbst habe zwei kleine Töch­ter, und ich merke, wenn wir an der Kassa stehen, habe ich immer wieder eine Diskus­sion mit ihnen, weil gerade dort hoch­ver­ar­bei­tete, zucker­rei­che Lebens­mit­tel zu finden sind, die sie gerne hätten. In diesem Bereich könnte man eini­ges verän­dern. Gleich­falls wich­tig sind auch andere Einflüsse, beispiels­weise die Werbung von Lebens­mit­teln. Wie oft kommen unver­ar­bei­tete Lebens­mit­tel wie Obst, Gemüse oder Hülsen­früchte in der Werbung vor? Tatsa­che ist: Bisher nur selten bis gar nicht. Und auch die gesell­schaft­li­che Wahr­neh­mung kann hinter­fragt werden. Nehmen Kinder Hülsen­früchte, Obst und Gemüse als etwas Cooles wahr oder als etwas Uncoo­les, dass man essen muss? Es wäre inter­es­sant zu unter­su­chen, wie vege­ta­ri­sches Essen in der Werbung oder in Kinder­bü­chern darge­stellt wird.

Bildung ist eben­falls wich­tig, aber nicht nur das theo­re­ti­sche Wissen, sondern vor allem die prak­ti­sche Erfah­rung. Wo Kinder selbst anpa­cken und z.B. Gemü­se­beete anpflan­zen, gemein­sam kochen oder auch Ausflüge zu Bauern­hö­fen machen um der Fragen nach­zu­ge­hen, woher unsere Lebens­mit­tel kommen? Somit können sie beob­ach­ten, bzw. erfah­ren wie die Lebens­mit­tel wach­sen, bzw. erzeugt werden und das stärkt das Lebensmittelbewusstsein.

In Bezug auf die Agrar­po­li­tik, lag welt­weit betrach­tet der Fokus lange Zeit stark darauf, dass wir mehr produ­zie­ren müssen! Vor allem Lebens­mit­tel die ausrei­chend Ener­gie liefern. Wir müssen mehr produ­zie­ren, damit wir die gesamte Welt ernäh­ren können. Das hat dazu geführt, dass nun theo­re­tisch genü­gend Lebens­mit­tel auf der Welt vorhan­den sind, aber trotz alle­dem immer noch viele Menschen hungern müssen und gleich­zei­tig gibt es immer mehr über­ge­wich­tige Menschen. Weizen und Mais wurde stark subven­tio­niert und für andere Lebens­mit­tel­grup­pen, wie etwa Gemü­se­sor­ten, hat man viel weni­ger Forschung betrie­ben und diese wurden bzw. werden viel weni­ger produziert.

Es geht aber nicht nur darum den gesund­heit­li­chen Aspekt zu beleuch­ten, sondern auch den nach­hal­ti­gen Aspekt anzu­se­hen: Wo kommen unsere Lebens­mit­tel her und wie werden sie produziert?

Haben Sie Konzepte im Bereich Ernährung kennengelernt, wo Sie sagen: Ja, die haben Potenzial in der Zukunft. Wenn ja, können Sie uns davon erzählen und erklären, warum?

Ich weiß, dass es in Öster­reich tolle Projekte gibt, auch wenn mein Forschungs­schwer­punkt in ande­ren Ländern liegt, ich habe beispiels­weise als Frei­wil­lige bei der „City Farm“ in Schön­brunn mitge­ar­bei­tet. Die haben tolle Projekte, unter ande­rem wo Schüler:innen das gesamte Jahr über Gemü­se­beete betreuen. Es geht dabei um die Bewusst­seins­bil­dung für Lebens­mit­tel: Woher kommen unsere Lebens­mit­tel? Wie und wo werden sie ange­baut? Lebens­mit­tel werden gemein­sam gepflegt, gehegt und geern­tet. Neue Sorten werden auspro­biert. Das stärkt die Lebens­mit­tel­wert­schät­zung und erhöht die Geschmacks­er­leb­nisse oder konn­ten auch unter­schied­li­che Gemüse- und Obst­sor­ten auspro­biert werden, die ihnen zuvor unbe­kannt waren. Es stärkt darüber hinaus den Gemein­schafts­sinn und fördert die soziale Inte­gra­tion und fördert die Motorik.

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Nach einer inten­si­ven Ausein­an­der­set­zung mit dem Thema Vega­nis­mus und gesun­der Ernäh­rung haben wir gemein­sam Lösungs­an­sätze entwi­ckelt: Wie können junge Leute mehr Infor­ma­tio­nen über das Thema erhal­ten? Und was können wir aktiv gegen über­mä­ßi­gen Fleisch­kon­sum machen?

Eins vorweg­ge­nom­men: Die Öster­rei­chi­sche und Deut­sche Gesell­schaft für Ernäh­rung empfiehlt keine vegane Ernäh­rungs­weise für Säug­linge und Kinder, weil es schwie­rig ist gewisse Nähr­stoffe mit dieser auf bestimmte Lebens­mit­tel beschränk­ten Lebens­weise ausrei­chend abzu­de­cken. Eine kriti­sche Ausein­an­der­set­zung, welche Nähr­stoffe ein Mensch, gerade in der Wachs­tums­phase benö­tigt, um sich gesund entwi­ckeln zu können ist äußerst relevant.

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Lösungen

Es braucht einen auf Wissen basier­ten Austausch zum Thema, um Vorur­tei­len entge­gen zu lenken.

  • (junge) Menschen benö­ti­gen gut recher­chierte Argumente
  • dafür gibt es unter­schied­li­che Metho­den, wie etwa das Präsen­tie­ren von Wissen in der eige­nen Klasse bzw. in ande­ren Schul­klas­sen, es können Blog­bei­träge dazu geschrie­ben oder/​und inter­ak­tive Work­shops abge­hal­ten werden

    -> Gemein­sam können Fragen bear­bei­tet werden: Sind Supple­mente denn wirk­lich immer so schlecht? Und wie steht es um hoch­ver­ar­bei­tete Lebens­mit­tel? etc.

Gene­rell gilt: Das Bewusst­sein für das Thema erhö­hen: Tiere sind Lebe­we­sen und empfin­den eben­falls Leid. Was bedeu­tet das in Bezug auf die Massentier-(Haltung)? Welche Ernäh­rung ist gesund für uns Menschen? Wie viel Fleisch bzw. Tier wird in Öster­reich im Durch­schnitt konsumiert?

  • Wir finden: Eine kriti­sche Ausein­an­der­set­zung mit dem Thema, sei es im Unter­richt, oder mit ande­ren jungen Leuten, macht Sinn!
  • Im (Biologie-)Unterricht soll nicht nur über Lebens­mit­tel und deren Vitamine und Kohlen­hy­drate gespro­chen werden, sinn­voll wäre, vertie­fend auch auf Fleisch­kon­sum einzu­ge­hen und gemein­sam Alter­na­ti­ven anzu­den­ken.

    -> Wich­tig hier: Bio ist nicht immer gleich Bio. Welche Bedin­gun­gen müssen erfüllt sein, damit ein Produzent/​eine Produ­zen­tin sein Produkt als bio bezeich­nen darf?

  • Lebens­mit­tel sind im besten Fall viel­fäl­tig, nach­hal­tig und fair produ­ziert. Was bedeu­tet das in Bezug auf Öster­reich? Welche Produkte können besser und welche schwie­ri­ger in der Alpen­re­pu­blik ange­pflanzt werden? Wie gestal­ten sich die Wege der Lebens­mit­tel? -> die Wege könn­ten im Unter­richt mitein­an­der betrach­tet und visu­ell aufbe­rei­tet werden.

Durch kleine Aktio­nen kann Großes bewirkt werden:

  • Um dem über­mä­ßi­gen Fleisch­kon­sum zu redu­zie­ren, könnte es – anstelle eines fleisch­lo­sen Tages in der Woche – nur einmal in der Woche Fleisch in den Schul­kan­ti­nen geben. Die Welt steht auf dem Kopf: Vier­mal in der Woche gibt es geschmack­volle vege­ta­ri­sche und vegane Menüs und einmal in der Woche für Mischköstler:innen ein fleisch­hal­ti­ges Menü. Für die Umset­zung braucht es ein Refle­xi­ons­ge­spräch mit Pädagog:innen: Welche Perso­nen müssen für eine konkrete Umset­zung noch ange­spro­chen werden? (Direk­tion, Verant­wort­li­che der Schulkantine).
  • Pflanz­li­che, leckere Alter­na­ti­ven anstelle von McDo­nalds auspro­bie­ren: Mitt­ler­weile gibt es, beson­ders in Städ­ten, beispiels­weise sehr geschmack­volle Burger-Alter­na­ti­ven, die aus pflanz­li­chen Produk­ten herge­stellt werden. Ein klei­ner Tipp: Die Swing Kitchen in Wien.
  • Work­shops, im Zuge derer sich (junge) Menschen mit dem Thema Ernäh­rung und unter­schied­li­chen Lebens­mit­tel ausein­an­der­set­zen und prak­ti­sche Erfah­run­gen sammeln. Wie etwa im Projekt „City Farm“ in Schön­brunn. Dort können Schüler:innen Gemü­se­beete betreuen und unter­schied­li­che Gemü­se­sor­ten anpflan­zen, ihnen beim wach­sen zuschauen und Verant­wor­tung über­neh­men. Unter­schied­li­che Sorten können gepflanzt, aufge­zo­gen und auspro­biert werden.
  • „Das eigene Erfah­ren“ von Lebens­mit­tel lässt Gemüse und Obst gleich anders schme­cken. Eine Frage, die ihr euch hier­bei immerzu stellt: Wie können Work­shops so gestal­tet werden, dass sie so viel Jugend­li­che wie möglich anspre­chen? Begeis­te­rung soll aufkom­men. Momen­tan ist das Thema Ökolo­gie noch für viele junge Leute nicht greif­bar. Wie könnte das Bauen eines (Hügel-)Beets „lässi­ger“ und auch für ältere Kinder anspre­chend gestal­tet werden?
  • Junge Leute soll­ten mit einem Thema wie Klima­krise oder Vega­nis­mus nicht über­la­den werden. Eine gute Koor­di­na­tion der Pädagog:innen ist dafür notwendig.
  • Über soziale Medien kann schnell und leicht Wissen verbrei­tet werden. Durch das Erstel­len von Insta­gram-Stories können einer­seits Infor­ma­tio­nen zu Massen­tier­hal­tung und den ökolo­gi­schen Auswir­kun­gen von zu viel Fleisch und ande­rer­seits posi­tive, wohl­schme­ckende und pflanz­li­che Alter­na­ti­ven gepos­tet werden. Die Freude soll nicht zu kurz kommen.
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