Perspektive Generationen: Miteinander neue Lösungen finden
Allgemein
Mo 28.06.2021
Ist unsere Schule im 21. Jahrhundert angekommen?
Ein Beitrag der 4C , AHS
Bildungszentrum Kenyongasse
Mater Salvatoris
Viele Schüler:innen sind anderer Meinung und haben das Gefühl, dass sie nicht zeitgemäß auf ihr Leben nach der Schule vorbereitet werden. Wie macht man eine Steuererklärung? Wie funktionieren Aktien oder wie sieht ein guter Mietvertrag aus? Solche Fragen kann wohl kaum ein:e Schüler:in beantworten. Aber dafür können sie berechnen, wie lange es dauert, bis ein Stein aus einer bestimmten Höhe am Boden auftrifft. Oder sie lernen darüber, wie Römer Wahlwerbung gemacht haben. Das Problem ist: Selbst wenn sie wissen, wie damals Werbung gemacht wurde, kennen sie sich nicht gut genug mit politischen Prozessen aus, um eine gute Wahlentscheidung treffen zu können. Oftmals fehlt den jungen Leuten die lebensnahe Bildung und vielen kommt es so vor, als ob ihre Interessen und Stärken im Unterricht nicht ausreichend gefördert werden können. Dies sind nur zwei Gründe, warum eine Veränderung stattfinden sollte, damit die Schule von morgen allen die bestmögliche Bildung bietet. Wir holen uns Ansichten von Schüler:innen und Pädagog:innen über das Schulsystem ein, um mehr Einblick in das Thema zu bekommen.
Sichtweisen der Generationen.
Luka
14 Jahre
Luka
14 Jahre
Fühlst du dich durch die Schule ausreichend auf dein weiteres Leben vorbereitet? Begründe deine Antwort.
Nicht wirklich, da es keine Fächer gibt, welche speziell darauf vorbereiten. Das Einzige, was einen etwas darauf vorbereitet hat, war eigentlich die Zeit während des Lockdowns, da man viel mit dem Computer arbeiten musste.
Was sollte deiner Meinung nach verändert beziehungsweise verbessert werden?
Ich finde, dass es eben ein oder mehrere Fächer geben sollte, welche auf das spätere Leben vorbereiten und dass einige Nebenfächer Wahlpflichtfächer sein sollten, damit man das lernt, was einem Spaß macht und einen interessiert.
Was braucht es, dass die individuellen Stärken und Interessen im Unterricht besser gefördert werden können?
Die Lehrer:innen könnten am Anfang des Schuljahres Themen für den Unterricht vorschlagen und die Schülerinnen und Schüler stimmen dann ab und die Themen mit den meisten Stimmen werden dann bevorzugt
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Valentina
14 Jahre
Valentina
14 Jahre
Fühlst du dich durch die Schule ausreichend auf dein weiteres Leben vorbereitet? Begründe deine Antwort.
Nein, da das Berufsleben meiner Meinung nach anders abläuft und der Tagesablauf auch nicht so geregelt ist wie in der Schule. Auch können sich viele Schülerinnen und Schüler nach einer gewissen Zeit nicht mehr an den gelernten Stoff erinnern und lernten diesen nur für einen gewissen Zeitpunkt und nicht für ihr Leben lang. Auch ist es so, dass sich das jetzige Schulsystem bis zur Matura an Noten orientiert, jedoch ist dies nicht dieselbe Beurteilung, die man nach dem Schulabschluss erhalten wird. Dies ist eine sehr große Umstellung für viele Menschen. Eines der größten Probleme ist meiner Meinung nach, dass fast alle Schüler:innen eine Vorstellung haben, wie ihr Leben nach der Absolvierung der Schule sein könnte, nur glaube ich, dass diese meistens komplett anders ist, da man fast keine Vorstellungen von diesem „realen“ Leben hat.
Was sollte deiner Meinung nach verändert beziehungsweise verbessert werden?
Meiner Meinung nach sollten mehrere Wahlpflichtfächer dazu kommen, die den Schülern z.B. Kenntnisse in Rechtswissenschaften, Politik und Wirtschaft liefern. Auch sollte man den Schüler:innen die Möglichkeit geben, gewisse Fächer, die sie als nicht mehr notwendig empfinden, abzuwählen, um dafür mehr Zeit zum Lernen der gewählten Fächer zu haben. Auch wäre es sinnvoller die Schüler:innen auf das Berufsleben vorzubereiten, indem sie die Möglichkeit erhalten, Unternehmen in Form eines Praktikums kennenzulernen.
Was braucht es, dass die individuellen Stärken und Interessen im Unterricht besser gefördert werden können?
Es ist schwierig für viele Schüler:innen, die sehr verschiedene Stärken und Interessen haben, ein neues Fach einzuführen, da man wahrscheinlich nicht alle Interessen abdecken kann. Deshalb wäre es meiner Meinung nach besser, wenn man mehr unverbindliche Übungen oder Wahlpflichtfächer anbietet. Wenn dies jedoch nicht möglich ist, sollten die Lehrpersonen weiterhin versuchen, die Interessen der meisten Schüler:innen in den Unterricht einzubinden, in dem sie das Erarbeiten in Workshops fördern.
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Niki
14 Jahre
Niki
14 Jahre
Fühlst du dich durch die Schule ausreichend auf dein weiteres Leben vorbereitet? Begründe deine Antwort.
Ich denke, dass ich diese Frage mit Nein beantworten kann. Bis zu einem gewissen Alter wird nämlich allen Schülerinnen und Schülern derselbe Lehrstoff beigebracht, bevor sie die Möglichkeit haben, einen anderen Schulzweig oder Wahlpflichtfächer zu wählen. Dadurch werden die individuellen Interessen und Stärken der einzelnen Schüler nicht ausreichend gefördert. Außerdem sind einige grundlegende Fähigkeiten, wie zum Beispiel, worauf man bei einem Mietvertrag achten sollte, gar nicht im Lehrplan vorhanden.
Was sollte deiner Meinung nach verändert beziehungsweise verbessert werden?
Ich würde Schüler:innen schon früher die Möglichkeit geben, einzelne Fächer frei zu wählen oder auch Schulfächer abzuwählen, um möglichst gut die persönlichen Stärken der Schüler:innen zu fördern. Außerdem würde ich Schularbeiten in den Hauptfächern durch schriftliche Wiederholungen ersetzen, damit Schüler:innen über das ganze Jahr hinweg den Lehrstoff mehrere Male wiederholen.
Was braucht es, dass die individuellen Stärken und Interessen im Unterricht besser gefördert werden können?
Ich glaube, dafür braucht man kleinere Lerngruppen oder mehrere Lehrkräfte in einem Klassenraum. Somit können sich die Lehrpersonen verstärkt um einzelne Schüler:innen und deren Stärken und Schwächen kümmern. Außerdem sollte es mehr freie Projektarbeiten in allen Fächern geben.
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Susanne
14 Jahre
Susanne
14 Jahre
Fühlst du dich durch die Schule ausreichend auf dein weiteres Leben vorbereitet? Begründe deine Antwort.
Nein, nicht wirklich. Generell lernen wir in sehr vielen Fächern Lernstoff, welchen wir in unserem späteren Leben nicht unbedingt benötigen werden. Vielleicht zur Matura, aber nicht später in unserem Berufsleben.
Was sollte deiner Meinung nach verändert beziehungsweise verbessert werden?
In unserem Alter weiß man, denke ich, schon ungefähr wofür man sich interessiert bzw. was man später werden möchte. Deshalb gibt es Fächer die, wie ich finde, sehr überflüssig sind. Es wäre besser, wenn nicht alle Fächer, die zurzeit Pflichtfächer sind, solche bleiben, sondern es sollten mehr Wahlpflichtfächer eingeführt werden.
Denn alle Fächer auszutauschen, wäre ein wenig zu kompliziert und so könnte man sein Wissen auf einem bestimmten Gebiet erweitern und vertiefen, ohne dass ein Fach zu kurz kommt.
Was braucht es, dass die individuellen Stärken und Interessen im Unterricht besser gefördert werden können?
Wie schon davor erwähnt, denke ich, dass Wahlpflichtfächer helfen würden, oder dass wir in gewissen Fächern mehr Themen besprechen, die wir später mal brauchen werden wie. Ein Beispiel: In Geschichte könnte dann vielleicht mehr über Politik gesprochen werden, damit wir mit 16 Jahren reif genug sind und ein breites Wissen haben, um reflektierter wählen zu können.
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Oliver Schnitzer
Lehrer für Geographie und Geschichte
Leiter des Debattierclubs
Oliver Schnitzer
Lehrer für Geographie und Geschichte
Leiter des Debattierclubs
Wie gut können Sie im Unterricht die Interessen und Fähigkeiten der einzelnen Schüler:innen fördern?
Es hängt von den Schüler:innen ab, doch ein guter Weg ist immer, sehr viele verschiedene Themen zu bearbeiten und eine gewisse Methodenvielfalt zu haben.
Wie können Ihrer Meinung nach, die Stärken der Kinder und Jugendlichen besser gefördert werden?
Meiner Meinung nach müssten dafür einige Veränderungen im Schulsystem vorgenommen werden, wie zum Beispiel eine Verlängerung der Schulstunden, um mehr Projekte möglich zu machen, mehr Freiräume bei den Lehrplänen und mehr Freiheiten für SchülerInnen.
Wie soll sich Schule verändern, damit die Schüler:innen eher das Gefühl haben, auf Herausforderungen in der Zukunft vorbereitet zu sein?
Man sollte damit anfangen, Schüler:innen, aber auch Expert:innen zu befragen. Außerdem sollte in den Schulen die Digitalisierung gefördert werden, da sie in Zukunft eine große Rolle spielen wird.
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Nicole Hofer
Lehrerin für Spanisch und Geographie
Nicole Hofer
Lehrerin für Spanisch und Geographie
Wie gut können Sie im Unterricht die Interessen und Fähigkeiten der einzelnen Schüler:innen fördern?
Dadurch, dass ich Geografie unterrichte, kann ich viele Themen, wie zum Beispiel Umweltschutz, Menschenrechte und Ausbeutung des Bodens, mit den Schüler:innen bearbeiten, die bei diesen auch auf Interesse stoßen. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Fähigkeit, dass Dinge hinterfragt werden und nicht alles so hingenommen wird, wie es vorgebetet wird.
Wie können Ihrer Meinung nach, die Stärken der Kinder und Jugendlichen besser gefördert werden?
Es wäre toll, wenn man öfter Projekte mit den Schüler:innen machen würde und öfter Expert:innen von außen mit den Jugendlichen arbeiten lässt.
Wie soll sich Schule verändern, damit die Schüler:innen eher das Gefühl haben, auf Herausforderungen in der Zukunft vorbereitet zu sein?
Da ich den Vergleich zu Kindern und Jugendlichen habe, die nicht so viel Schulbildung bekommen, finde ich, dass an unserer Schule diese sehr gut auf ihr späteres Leben vorbereitet werden.
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Christina Brandstätter
Lehrerin für Englisch und Spanisch
Christina Brandstätter
Lehrerin für Englisch und Spanisch
Wie gut können Sie im Unterricht die Interessen und Fähigkeiten der einzelnen Schüler:innen fördern?
In der Oberstufe gelingt es mir meistens besser als in der Unterstufe, da man als Lehrerin sehr an den Lehrplan gebunden ist. In der Oberstufe können die Schülerinnen und Schüler selber Wahlpflichtfächer wählen und daher selbst entscheiden, welche Themen bearbeitet werden. Als Englisch- und Spanisch-Lehrerin versuche ich außerdem meine SchülerInnen dazu zu motivieren, eine unverbindliche Übung zu besuchen, wenn ich merke, dass sie sprachlich besonders begabt sind.
Wie können Ihrer Meinung nach, die Stärken der Kinder und Jugendlichen besser gefördert werden?
Der erste Schritt wäre auf alle Fälle kleinere Schülergruppen und kleinere Klassen in allen Fächern und, wenn möglich, auch Teamteaching.
Wie soll sich Schule verändern, damit die Schüler:innen eher das Gefühl haben, auf Herausforderungen in der Zukunft vorbereitet zu sein?
Dies würde ich geteilt sehen. Zuerst würde ich vorschlagen, dass Lehrerinnen und Lehrer wieder weniger administrative Tätigkeiten ausüben sollen, um mehr Zeit für den Unterricht und die Vorbereitung zu haben. Außerdem sollten sie natürlich auch mehr Freiheit in der Gestaltung des Unterrichtes haben. Sicherlich sind auch die kleineren Schülergruppen förderlich, welche ich schon eingangs erwähnt habe. Für die Schüler:innen sollte es mehr Wahlmöglichkeiten in den Fächergruppen selbst und in der Oberstufe ein separates Fach geben, indem man Alltagskompetenzen, wie zum Beispiel das Abschließen eines Vertrages oder das korrekte Ausfüllen einer Steuererklärung erlernt.
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Aus den Antworten der Schüler:innen geht klar der Wunsch nach mehr Wahlmöglichkeiten hervor. Sie möchten sich aktiv für Fächer entscheiden dürfen, die sie interessieren. Sie hinterfragen auch Wissensinhalte, die sie lernen müssen, weil ihnen nicht klar ist, wofür ihnen dieses Wissen dienlich ist. Eine weitere Forderung ist eine bessere Vorbereitung auf ihr Leben nach der Schule beziehungsweise auf berufliche Herausforderungen. Aus Sicht der Pädagog:innen kann auf die Interessen der Schüler:innen gut eingegangen werden, sofern verschiedene Themen bearbeitet werden und die Unterrichtsgestaltung abwechslungsreich ist. Es sollte in diesem Sinne auch mehr Projektarbeiten geben und an die Schule sollten regelmäßig Expertinnen und Experten kommen, die mit den Schüler:innen arbeiten. Das Fördern von Stärken ist auch dann besser möglich, wenn die Gruppen kleiner sind. „Schule von morgen“ muss auf den Umgang mit digitalen Endgeräten vorbereiten.
Perspektive gewinnen, was wissen wir?
Generell ist das österreichische Schulsystem folgendermaßen aufgebaut: In den ersten Jahren wird man im besten Fall von den Eltern und im Kindergarten gefördert und gebildet. Individuelle Bildungswege können sich unterschiedlich gestalten: Man tritt – meistens im Alter von sechs Jahren – in den Schulalltag ein. Im Normalfall besucht man dann vier Jahre lang die Volksschule. Danach hat man die Möglichkeit, eine Mittelschule (MS) oder eine Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) zu besuchen. Dort kann man sich in der dritten Klasse für einen der vielen weiterführenden Schulzweige entscheiden. Nach Abschluss der Unterstufe hat man nun mehrere Möglichkeiten:
- einjährige polytechnische Schule ➔ Nach diesem Schuljahr kann man zum Beispiel eine Lehre machen,
- Berufsbildende Mittlere Schule ➔ Vorbereitung auf das Berufsleben
- Berufsbildende Höhere Schule ➔ Vorbereitung auf das Berufsleben und Matura
- Allgemeinbildende Höhere Schule und Matura
Wie schon erwähnt finden wir, dass Schülerinnen und Schüler auf ihrem Bildungsweg viel zu wenige Freiheiten haben, sich persönlich auf das spätere Berufsleben vorzubereiten.
Lösungsvorschläge der 4C
Die Schüler:innen der 4c haben konkrete Ideen und Wünsche, wie das österreichische Schulsystem verbessert werden könnte:
- Besonders wünschen sie sich, dass im Unterricht mehr Themen, wie etwa Aktien, Steuern und Politik, behandelt werden. Dadurch würden sie sich besser auf ihr späteres Leben nach der Schule vorbereitet fühlen. Ein Leben, das auf Selbstständigkeit und Verantwortungsübernahme beruht.
- Vielen fehlt die Auseinandersetzung mit politischen Themen, sie möchten in der Schule mehr politische Bildung erfahren, damit sie Wahlentscheidungen treffen können, die auf gut informierten Grundlagen basieren.
- Um Themen besser nachvollziehen zu können, hilft auch ein stärkerer praktischer Bezug. Sie sollen „greifbarer“ werden.
Ein großer Wunsch: Fächer einführen, die die jungen Leute auf die Zukunft vorbereiten, ihre Fähigkeiten mehr in den Fokus nehmen und Raum dafür geben, Themen langfristig zu lernen und zu verstehen. - Um sich besser konzentrieren zu können, wäre es hilfreich, wenn die Pausenzeiten besser auf den Tag verteilt wären.
- Ein konkreter Wunsch ist das Angebot mehrerer Fremdsprachen, die je nach Interesse frei gewählt werden können.
- Jede*r hat einmal einen schlechten Tag! Mehrere kleine Tests anstelle von wenigen umfangreichen Schularbeiten würde es den jungen Leuten leichter machen, ihr Können immer wieder unter Beweis zu stellen.
- Nicht-Schularbeitsfächer als Wahlfächer auslegen, damit die jungen Leute, abhängig von ihren Interessen, selbst entscheiden können, in welche Themen sie sich vertiefen wollen.
- Fächer, die die Schüler:innen für das weitere Leben als „unwichtig“ empfinden, würden sie gerne abschaffen. Doch wer bestimmt, welche Fächer abgeschafft gehören? Eine sehr komplexe Frage mit keiner einfachen Antwort.
- Es gibt Diskussionsbedarf, inwiefern Schule und Religion nicht getrennt voneinander sein sollten? Ab dem Alter von 10 Jahren Ethikunterricht für alle Schüler:innen einführen, um wichtige Fragen miteinander behandeln zu können.
Weiterführende Links
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