Kindheit, Jugend und Gesellschaft IX
18. – 21. April 2018
Festspielhaus Bregenz (A)
Wir Menschen gestalten unser Leben als kulturbildende Gemeinschaften. Bestenfalls übernehmen wir wechselseitig Verantwortung für alle jene, die dieser Gemeinschaft angehören. Schließen sich Gemeinschaften, verlieren sie an Lebenskraft und vergehen (häufig entziehen sie zunächst anderen sozialen Gruppen deren Ressourcen). Bleiben sie zu weit offen, bleibt die Übernahme wechselseitiger Verantwortung aus und Gemeinschaften lösen sich auf. Ebendiesen Herausforderungen begegnen wir aktuell auf vielen Ebenen individuellen und kollektiven Handelns: In ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Systemen werden neue Gleichgewichte gesucht. Unser Handeln zeigt in größeren Zusammenhängen Wirkung, es gilt, in der Übernahme von Verantwortung dazuzulernen.
Dies betrifft insbesondere das Verhältnis zwischen den Generationen und deren Zukunftsräume: Weil Handlungen von Erwachsenen im Leben der Jüngeren langfristig Auswirkungen zeitigen, muss ihnen Gelegenheit eingeräumt werden, neue Ordnungen mitzugestalten. Die Aufforderung, Selbstwirksamkeit zu stärken, kann nicht als Teilhabeangebot durchgehen, wo Schutz- und Entwicklungsräume aus Spargründen entzogen werden. Ähnliches gilt für Makrokontexte.
Die Übernutzung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten entzieht Millionen Menschen die Existenzgrundlage und zerstört die Lebensgrundlagen künftiger Generationen. Diese Herausforderungen durch Abschotten lösen zu wollen, erzeugt hohe Spannungslagen mit Folgewirkungen. Wir sind aufgefordert, Positionen und Grenzen neu auszuhandeln, ohne den Stress eines perspektivenlosen Ausgrenzens zu erzeugen.
Das ist nicht leicht. Es erstaunt nicht, dass sich immer mehr Menschen den Anforderungen ihres Lebensalltags nicht gewachsen fühlen. Nahezu ein Viertel aller jungen Menschen in Österreich leiden unter psychischen Erkrankungen. Die Altersgruppe ist auch überdurch- schnittlich häufig von Armutslagen betroffen. Wo das eine mit ver- minderten Kooperationsleistungen junger Menschen und durch aggressive oder depressive Reaktionen beantwortet wird, werden in geopolitischen Kontexten Konflikte und Kriege angefacht.
Das Symposium führt durch die Vielfalt dieser Themen, indem wir an aktuell relevanten Schnittflächen konkrete Inhalte fassen, erfahrene und kundige Menschen dazu hören und mit ihnen in Austausch treten: Menschen, die den vielen involvierten Berufsgruppen der Kinder- und Jugendzeit angehören, deren Wissen und Ethos in unterschiedlichen Schulen und Wissensdisziplinen geformt wurde; und deren Erfahrungsdichte aus vielfältigen Praxisfeldern kommt. Und die nun gemeinsam mit uns versuchen, Gleichgewichte in der Vielfalt und deren Erfordernisse zu definieren.
Gelingt es uns gemeinsam, das Handeln in politischen Kontexten, in Berufsgruppen, Organisationen, Nachbarschaften und Familien auszutarieren und der sozialen Schließung entgegenzuwirken, ist viel gewonnen.
Im Namen des Netzwerks Welt der Kinder:
Carmen Feuchtner, Gerhard König (Welt der Kinder) / Christoph Hackspiel, Beate Huter (Vorarlberger Kinderdorf) / Wolfgang Katsch, Christian Posch, Gerd Konklewski (SOS-Kinderdorf Österr. & Intern.) / Stefan Allgäuer, Karin Moratti (Institut für Sozialdienste) / Walter Schmolly, Jonathan Jancsary (Caritas) / Georg Posch (aks gesundheit GmbH) / Wolfram Metzger, Thomas Summer (pro mente Vorarlberg GmbH) / Manfred Ganahl, Markus Müller (Stiftung Jupident)