Kindheit und Gesellschaft II
23. — 25. Oktober 2008
Festspielhaus Bregenz (A)
Als des Glücks und des Unglücks, der Gleichheit und Ungleichheit fähige Menschen und geprägt durch unsere jeweilige Kultur und Lebenserfahrung fragen wir mit Blick auf unsere Kinder: Wer bin ich und wer sind wir? Woher komme ich, woher kommen wir? Wohin gehe ich, wohin gehen wir? Wie findet, erfindet und gestaltet der/die Einzelne die Welt, die wir sind, in der wir leben, und die uns umgibt?
Wie nimmt diese Welt das Kind auf, in unendlich reich anmutenden Möglichkeiten, akzeptiert es in der ihm eigenen Fülle, führt es überschaubar, klar, vielfältig, verbunden, abgrenzbar, empfangend und gebend, in lebendigem Kontakt mit dieser Fülle in und durch diese Welt?
Wie gelingt in einer sich rasch verändernden Welt die Balance zwischen den Vielfalten und der notwendigen struktur- und haltgebenden Reduktion: Wer wählt? Wie können wir richtig wählen (aussuchen, aussondern, zugehören, annehmen, abgrenzen, abstoßen)? Welche Werte kennen wir als Orientierungshilfen an? Welcher Fähigkeiten und Fertigkeiten bedürfen der Einzelne und die Sozialitäten unterschiedlicher Größenordnungen?
Mit Identität arbeiten wir entlang eines Begriffs, der uns hilft, die komplexen Wechselwirkungen zwischen der mentalen Struktur des Einzelnen und der Struktur der Sozialität zu fassen. Als Ausgangspunkt nehmen wir die Kernelemente der Identität in den Blick: (vgl. Hilarion Petzold; 1993) Leiblichkeit, Bindung und soziale Struktur, Aktivität (Spiel/Arbeit), Bildung (Schule), materielle Existenz, Kultur, Sinn-Wert-Orientierung. Wir prüfen Identitätsprozesse als Formen gegenseitiger Anerkennung und Abgrenzung und suchen nach einer Grundhaltung, die es erlaubt, im Sinne der Kinder individuell und gesellschaftspolitisch sinnvoll handeln zu können.
In allen Kernelementen fragen wir: Wie entstehen Identität(en) des Einzelnen, der Gruppe, in Gesellschaften im Übergang (Tag 1+ 2); was beschädigt entstehende und gebildete Identität; welche Auswirkungen zeitigen Verlet- zungen, Störungen, Vernachlässigung in der Identitätsbildung; welche Bedin- gungen erschweren Identitätsprozesse (Tag 2); und wie ist die Wiederfindung eines Selbstbildes in fragmentierten Systemen möglich, wie eine Rekon- struktion von Identität nach ihrer Beschädigung.
Der interdisziplinäre Austausch, ein Diskurs von Theorie und Praxis, unter Annäherung zwischen Kulturen, erlaubt es, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Keynote-Referate, gemeinsame Gesprächen im Plenum und fokussierte Arbeiten in den Ateliers führen die vielfältigen Einflüsse zusammen, um zu kontingenten Gebilden zu gelangen. Gebilde, die den TeilnehmerInnen
und uns für weitere Lebens- und Arbeitsprozesse zur Verfügung stehen, handlungsleitend sein können im Kontakt mit einzelnen Personen und sozialen Gruppen, für ein gesellschafts- politisches und kulturelles Handeln. Gestützt von einem vertieften und Vielfalt integrierenden Verständnis vom Menschen und den Wechselwirkungen mit der ihn/sie umgebenden und gestaltenden Sozialität.
Versammelt sind große Schätze menschlicher Erfahrung – zusammengeführt im Namen einer uralten Hoffnung: Der Hoffnung, dass es möglich ist, die Waage menschlicher Erfahrung zugunsten des Glücks zu neigen. Kindern Gegenwart und Zukunft zu geben.
Welt der Kinder im Namen der Symposiumspartner: Vorarlberger Kinderdorf, SOS-Kinder- dorf, Institut für Sozialdienste, Caritas, Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozial- medizin und Land Vorarlberg.